Reisemedizin. Teil 2 – Allgemeine Vorsichtsmaßnahmen

Reisemedizin. Teil 2 – Allgemeine Vorsichtsmaßnahmen

Reisemedizin Vorsichtsmaßnahmen

Andere Länder, andere Sitten, andere Krankheiten. Ferne Länder sind zwar interessant, können aber auch gewisse Risiken bergen. Und zwar ganz Unterschiedliche. Abhängig vom Reiseziel können das zum Beispiel durch Stechmücken übertragene Krankheiten sein, woanders sind es Verkehrsunfälle oder etwa Noroviren auf Kreuzfahrten. Viele dieser Risiken lassen sich zum Glück durch Vorsichtsmaßnahmen minimieren. Vorausgesetzt natürlich, man hat sich über sein Reiseziel informiert!

Stechmücken – Überträger von zahlreichen Krankheiten

StechmückeAber der Reihe nach. Fangen wir mit den Stechmücken an.
Während diese lästigen Insekten hierzulande höchstens zu schlaflosen Nächten führen, können Sie in wärmeren Ländern durchaus zu gesundheitlichen Problemen führen.

In subtropischen und tropischen Ländern sind Stechmücken nämlich Überträger von zahlreichen, gefährlichen Krankheiten: Malaria, Dengue- oder ZIKA-Viren werden unter anderem durch diese Insekten übertragen.

Und auch wenn es für einige  (aber bei weitem nicht alle!)  dieser Krankheiten Impfungen oder wirksame Medikamente gibt, ist die beste Prophylaxe, sich einfach nicht stechen zu lassen!

Moskitonetze, Repellentien und Imprägniermittel

MoskitonetzMoskitonetze sind der absolute Basisschutz bei Reisen in subtropischen oder tropischen Ländern. Malaria wird durch die Anophelesmücke übertragen, eine verwandte Art unserer Gelsen. Anophelesmücken sind nachtaktiv, d.h. das Risiko im Schlaf gestochen zu werden ist hoch. Deshalb darf auf keinen Fall auf Moskitonetze – am besten mit Insektenschutzmittel imprägniert – verzichtet werden.

Leider gibt es aber auch tagaktive Mücken wie zum Beispiel die Aedes-Mücke. Sie überträgt unter anderem das Dengue Fieber. Diese Viruserkrankung ist stark im Steigen, mittlerweile werden mehr als 100 Millionen (!) Erkrankungen jährlich registriert. Eine Therapie oder Impfung gegen diese Krankheit gibt es nicht, d.h. einzige Maßnahme nicht an Dengue zu erkranken ist nicht gestochen zu werden!

Lassen Sie sich nicht Stechen – Insektenschutzmittel wirken

Zum Glück gibt es aber eine wirkungsvolle Möglichkeit wie man sich die kleinen Biester vom Leib hält – Repellentien und Imprägniermittel.

Als Repellentien bezeichnet man Insektenschutzmittel, die man auf die Haut aufträgt. Hier haben sich vor allem jene bewährt, die den Inhaltsstoff DEET (Diethyltoluamid) verwenden (Vorsicht bei Schwangeren und kleinen Kindern!). Zusätzlich sollte man seine Kleidung mit einem Insektenschutzmittel imprägnieren.

Folgende Statistik zeigt nämlich sehr eindrucksvoll, wie wirksam die Kombination beider Mittel ist. Bereits 1984 wurde eine Studie in einem renommierten medizinischen Journal¹ veröffentlicht. Dabei wurde die Anzahl an Insektenstichen ohne und mit Insektenschutzmittel untersucht. Das Ergebnis läßt staunen:
Ohne Schutz kam es zu 2.287 Insektenstichen, mit aufgetragenem Insektenschutzmittel und imprägnierter Kleidung, wurden die Probanden nur 1,5 Mal gestochen!

Chart by Visualizer

6 Tipps gegen Mückenstiche

Da aber auch andere Krankheiten wie das West-Nil-Fieber, Japan-B-Enzephalitis, Zika, Gelbfieber oder auch das Chikungunya Virus über Stechmücken übertragen werden, sollten Sie unbedingt folgende Vorsichtsmaßnahmen berücksichtigen:

  • Informieren Sie sich über ihr Reiseziel und die dort vorkommenden Krankheiten. Es macht oft auch einen großen Unterschied in welcher Region eines Landes sie verreisen.
  • Beachten Sie, dass es in der Regenzeit zu einem deutlichen Anstieg der Anzahl an Stechmücken kommt. Das Risiko gestochen zu werden nimmt in dieser Zeit deutlich zu.
  • Verwenden Sie immer Moskitonetze über ihrem Bett. Kontrollieren Sie ob diese intakt sind (keine Risse oder Löcher) und imprägnieren Sie die Netze.
  • Tragen Sie mehrmals täglich Insektenschutzmittel auf (DEET-hältige Repellentien schneiden in Studien am besten ab)
  • Imprägnieren Sie ihre Kleidung (auch Socken und Schuhe) mit Imprägnierungsmittel (Einsprühen mit Permethrin)
  • Tragen Sie am besten lange Hosen und langarm Shirts.

Wichtig: Diese Maßnahmen sind niemals ein Ersatz für Impfungen oder medikamentöse Prophylaxe bei verschiedenen Krankheiten! Sie sollen zusätzlich angewendet werden, um das Risiko an einer durch Insekten übertragenen Krankheit zu erkranken zu minimieren.

Wir empfehlen deshalb auch eindringlich, sich vor Reisen in subtropischen oder tropischen Ländern reisemedizinisch beraten zu lassen!

Tollwut

Affen Tollwut

Beliebtes Fotomotiv – Trotzdem Abstand halten! Makaken Affen in Kerala.

Es gibt aber noch eine andere durch Viren ausgelöste Erkrankung: Tollwut. Diese wird allerdings nicht durch Insekten, sondern durch Tierbisse übertragen. So können zum Beispiel Füchse, Affen, Fledermäuse oder herumstreunende Hunde Tollwut übertragen.

Selten, aber gefährlich

Bei dieser Erkrankung steht man ein bisschen vor einem Dilemma. Einerseits besteht ein relativ kleines absolutes Risiko, als Tourist an Tollwut zu erkranken. Laut Statistik² sind die touristisch erworbenen Tollwutfälle nämlich sehr selten.

Auf der anderen Seite besteht aber ein relativ großes potentielles Risiko: Tollwut, einmal ausgebrochen, ist immer tödlich. Und auch wenn man versucht Tierkontakte zu meiden, kann man es nicht immer verhindern gebissen zu werden.

Finger weg von freilaufenden Tieren

Daher meiden Sie bitte unbedingt den Kontakt zu freilaufenden Tieren in den betroffenen Reiseländern. Egal ob es herumstreunende Hunde sind oder die fotogenen Makaken Affen in Asien.

Zusätzlich sollte man sich überlegen, ob eine Tollwutimpfung vor der Reise notwendig ist. Diese schützt im Falle eines Tierbisses vor der gefährlichen Erkrankung.
Auch hier empfehlen wir eine reisemedizinsche Beratung rechtzeitig (!) vor Antritt der Reise.

Gefährliche Nahrungsmittel – Typhus, Cholera und Co

Wenn Sie sich nicht oft die Hände waschen und gerne Wasser aus der Wasserleitung trinken, dann werden Sie in manchen Ländern mit ziemlicher Sicherheit zumindest einen Teil ihrer Reise am WC verbringen.
Ob Norovirus, Typhus, Cholera oder nur die „einfache“ Durchfallerkrankung. All diese Krankheiten werden über Nahrungsmittel bzw. über Essen und Trinken übertragen.

6 Grundregeln beim Essen und Trinken

GemüsemarktDaher gelten folgende Faustregeln bei Nahrungsmittel (v.a. in subtropischen und tropischen Ländern):

  • Mehrmals täglich Hände waschen
  • Kein Leitungswasser trinken, keine Eiswürfel in Getränken
  • Keine offenen Getränke (nur industriell Verpackte trinken, und nur wenn Verschluss intakt!)
  • Keine Salate, Obst nur mit Schale
  • Kein rohes Fleisch, kein roher Fisch/Meeresfrüchte/Austern etc.
  • Grundregel bei Nahrungsmittel: Peel it, boil it, cook it or forget it!

 

Die gute Nachricht: Alkoholische Getränke sind in der Regel sicher, auch frisch gekochter Tee und Kaffee ist meist unbedenklich.

Auch gegen Typhus, Hepatitis oder Cholera gibt es Impfungen. Ob diese jedoch tatsächlich notwendig sind, klären Sie bitte mit ihrem Arzt ab.

Häufiger als erwartet – Verkehrsunfälle

Verkehr in BangkokNach all den Viren und Bakterien kommen wir zu den banaleren, aber weitaus häufigeren Gefahren im Ausland. Unfälle insbesondere Verkehrsunfälle haben einen Anteil an 30% der Todesfälle bei Tropenreisen³. Sie sind daher mit Abstand die gefährlichste „Tropenkrankheit“.

Verkehrsunfälle als gefährlichste Tropenkrankheit

Wer glaubt, dass bereits in Österreich keiner Autofahren kann, der ist noch nie im Taxi durch Kairo gefahren. Vor allem als Mopedfahrer ist man in vielen (südlichen) Ländern besonders gefährdet. Dieses Risiko sollte einem bewusst sein! Meist fürchtet man sich vor Infektionskrankheiten, dabei ist das Risiko eines Verkehrsunfalls deutlich höher. Auch sollte man bedenken, welche medizinische Versorgung im Falle einer Verletzung vor Ort zur Verfügung steht.

Sonnenbrand

Das Einfachste zum Schluß. Verwenden Sie Sonnencreme, immer und jeden Tag! Hautkrebs und Melanome sind nicht lustig, und jeder einzelne Sonnenbrand erhöht die Gefahr an Hautkrebs zu erkranken.

Und sollten Sie trotzdem bei sich selbst nicht so genau sein, dann sind Sie bitte bei Ihren Kindern umso gewissenhafter.

Übrigens trägt man zuerst die Sonnencreme und dann das Insektenschutzmittel auf! Nicht umgekehrt.

ReisemedizinAlles nicht so schlimm

Auch wenn jetzt alles sehr gefährlich klingt, Sie brauchen trotzdem nicht ihre Reisestorno-Versicherung anrufen.

Gut vorbereitet lebt es sich auch in den Reiseländern nicht gefährlicher als hier.

Allerdings sollte man sich unbedingt über potentielle Risiken und Gefahren in seinem Urlaubsland informieren und sich auch bei Bedarf reisemedizinisch beraten lassen.

Reisemedizinische Beratung in unserer Ordination

Die Reisemedizin soll helfen, wieder gesund aus dem Urlaub (oder Auslandsaufenthalt) zurück zu kommen. Sie deckt alle Bereiche ab, ob Impfungen oder Infektionsprophylaxe und klärt über spezielle Risiken in den Reiseländern auf.

Wir bieten in unserer Ordination auch reisemedizinische Beratungen an.

Dr. Philipp Balga ist zertifizierter Reisemediziner und Mitglied der österreichischen Gesellschaft für Reisemedizin.

Reisemedizinische Beratung braucht Zeit

Sollten Sie eine reisemedizinische Beratung wünschen, bitten wir um eine telefonische Terminvereinbarung unter 02287-3939.

Bitte beachten Sie, dass es sich hierbei um keine Kassenleistung handelt.

Gute Reise!

 


Quellen: 

¹ Schreck C.E. Am J Trop Med Hyg 1984 ; 33 : 725-730.

² Prof. Kollaritsch, Reiseimpfungen, Risk of rabies exposure in travelers, Jänner 2018, Reisemedizin

³ Prof. Haditsch, Epidemiologie Statistik, Jänner 2018, Reisemedizin


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