Wenn das Gelenk schmerzt – Was tun bei Gicht

Seit einiger Zeit behandeln wir in unserer Ordination einen Patienten, der an einer sogenannten Gichtzehe leidet. Er hatte seinen Geburtstag gefeiert und war tags darauf mit massiven Schmerzen in seiner linken Großzehe zu uns gekommen. Das war vor zwei Monaten.
Seitdem besucht er uns allerdings zweimal in der Woche. Es hat sich das Vollbild einer Gichtzehe entwickelt. Das heißt, es ist zu den Schmerzen eine Schwellung und Entzündung des Gelenks mit Beteiligung der Haut dazugekommen. Und diese Hautwunde heilt schlecht ab und muss nun regelmäßig verbunden werden.
Die Ursache: Jahrelang erhöhte Harnsäurewerte im Blut.

Harnsäure, Kristalle und Gicht

Nicht immer sind Medikamente bei der Therapie notwendig.

Das was wir umgangssprachlich Gichtzehe nennen, ist im Grunde nichts anderes als die typische Manifestation einer chronischen Gicht: Aufgrund jahrelang erhöhter Harnsäurewerte im Blut kommt es zur Ablagerung von Harnsäurekristallen im Gewebe, sogenannten Uraten. Diese Uratablagerungen finden wir am häufigsten an Gelenke, am meisten Betroffen sind die Großzehen oder Daumen.

Es kommt zu schmerzhaften Entzündungen und in weiterer Folge auch zur Zerstörung des Gelenks bis zu schwer heilenden Wunden an den betreffenden Hautstellen wie in unserem eingangs erwähnten Fall.

Die gute Nachricht: Diese Symptome einer chronischen Gicht sind heute selten. Aufgrund verbesserter therapeutischer Möglichkeiten muss es nicht so weit kommen. Rechtzeitig erkannt und konsequent behandelt kann die Gicht geheilt werden.

Aber wie kommt es zu erhöhten Harnsäurewerten, was kann man dagegen tun und wie kann man das verhindern?

Nun, der Reihe nach:

Die Ursache der Gicht

Ohne zu sehr ins Detail gehen zu wollen:

Die Höhe des Harnsäurespiegels im Körper wird bestimmt durch die Menge an Zufuhr und Ausscheidung.
Harnsäure wird zwar einerseits im Körper selbst produziert, andererseits aber natürlich über die Nahrung in Form von sogenannten Purinen zugeführt.
Über Darm und Nieren können wir die Harnsäure dann wieder ausscheiden. Kommt es nun zu einer Störung in diesem System, steigen die Werte im Blut entsprechend an – wir Mediziner sprechen dann von einer sogenannten Hyperuricämie.

Die gute Nachricht: Eine konsequent durchgeführte Ernährungstherapie hilft Medikamente einzusparen oder macht eine Therapie mit Medikamenten überflüssig.

Bei der Mehrzahl der Patienten (98%) mit Hyperuricämie liegt eine genetische Ursache vor. Ein angeborener Defekt der Nieren, der bewirkt, dass nur eine gewisse Menge an Harnsäure über die Nieren ausgeschieden werden kann.
Wird jetzt aufgrund purinreicher Ernährung dauerhaft zu viel Harnsäure aufgenommen, so kommen die Nieren mit der Ausscheidung an ihre Grenzen und es kommt zu einem erhöhten Harnsäurespiegel im Blut.
Für diese Patientengruppe ist es wichtig, ihre Ernährung entsprechend anzupassen und purinarme Lebensmittel zu bevorzugen. Dazu aber später.

Daneben gibt es aber auch noch andere Ursachen für erhöhte Harnsäurewerte im Blut: Fasten (!), Übergewicht, Diabetes mellitus, Bluthochdruck oder Nierenerkrankungen. Aber auch Wechselwirkungen von anderen Medikamenten können Schuld sein.

Wie stellt man einen erhöhten Harnsäurewert fest

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Durch eine einfache Blutabnahme läßt sich der der sogenannte Serumharnsäurewert im Blut feststellen. Die Bestimmung wird standardmäßig im Rahmen einer Vorsorgeuntersuchung oder natürlich jederzeit bei Verdacht auf erhöhte Werte beim Hausarzt durchgeführt.

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Die Behandlung der Gicht – Therapie mit Hausmittel, Diät oder Medikamenten

Ein erhöhter Harnsäurewert im Blut ohne jegliche Symptome wird in erster Linie ohne Medikamente behandelt. Hier reicht eine Umstellung der Ernährung, Normalisierung des Körpergewichts und viel Flüssigkeitszufuhr.

Kommt es allerdings bereits zu akuten Gichtanfällen, findet man Symptome einer chronischen Gicht oder liegt die Ursache in anderen Grundkrankheiten, ist es notwendig, den Harnsäurespiegel dauerhaft mit Medikamenten zu senken.

Ernährung bei Gicht – Die Grundregeln

  • Fettarme Milch und magere Milchprodukte als Eiweißquelle
  • Meiden von Getränken die mit Fruktose oder Haushaltszucker gesüßt sind (Softdrinks, Fruchtsäfte)
  • Einschränkung des Alkoholkonsums (max. 1 Glas Wein oder Bier pro Tag)
  • Ausreichende Flüssigkeitszufuhr (1,5 – 2,5 Liter/Tag)
  • Bei Übergewicht: Normalisierung des Körpergewichts
  • Keine Innereien wie Leber, Niere, etc
  • Wenig Erbsen, Bohnen, Linsen, Brokkoli
  • Maximal 1x täglich Fleisch, Fisch oder Wurst (Tagesportion 100-150g)

Zusammenfassung

Erhöhte Harnsäurewerte lassen sich nicht nur sehr leicht mittels einer Blutabnahme diagnostizieren, sondern sprechen auch sehr gut auf eine Ernährungstherapie an.
Sollte diese nicht ausreichen, gibt es zusätzlich sehr wirksame Medikamente um Folgeschäden aufgrund einer chronischen Hyperuricämie zu vermeiden.


Quellen:

1 Ernährungsmedizin, H.K. Biesalski, S. Bischoff, M. Pirlich, A. Weimann, Thieme Verlag, S.709-719, ISBN 978-3-13-100295-2

² Thiems Innere Medizin, Hyperurikämie, S. 1679f, ISBN 3-13-112361-3

³ ÄrzteWoche, Nr 04, 24.Jänner 2019, Schwerpunkt Gicht, S. 11-14


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